Typologisierung der Reallaborprojekte

Die vielfältigen Reallaborprojekte an der Universität lassen sich tentativ drei großen Gruppen zuordnen.

Reallaborprojekte näher betrachtet

Die Universität Stuttgart hat sich federführend und unter Beteiligung einzelner Institute mit unterschiedlichen, wirkungsvollen Projekten bei der Entwicklung und Gestaltung der Reallaborforschung eingebracht. Die vielfältigen Reallabore an der Universität lassen sich tentativ drei großen Typen zuordnen. Die Typologisierung basiert auf der Analyse der Fördergeber-Vorgaben, der jeweiligen Projektbeschreibungen sowie der Forschungsliteratur (in Anlehnung an Mbah et al. 2022, Tagung Karlsruhe 2022:46). Manche Reallabore der Universität erfüllen mehrere Kriterien und lassen sich nicht definitiv einem einzigen Typ zuschreiben.

Typ 1: Reallabor als Format transformativer Nachhaltigkeitsforschung und innovatives Modell für die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Gesellschaft

Wissenschaftler:nnen und Praxisakteur:innen gestalten gemeinsam gesellschaftliche Veränderungsprozesse. In der realen Welt schaffen sie Experimentierräume zur Förderung des Suchens, Erprobens und Lernens nachhaltiger Verhaltens- und Lebensweisen. Diese gemeinsamen Forschungswerkstätten haben evidenzbasiertes und in der gesellschaftlichen Realität verankertes Transformationswissen für einen nachhaltigen Wandel zum Ziel.

Reallabore, gefördert durch das MWK

Typ 2: Reallabor als Testraum für technische Innovationen, rechtliche und politische Regulationen sowie gesellschaftliche Akzeptanz

Innovative Technologien werden unter realen Bedingungen erprobt, um regulatorische Hürden zu identifizieren und rechtskonforme Lösungen zu entwickeln. Im Fokus stehen die Nutzer- und Marktresonanz, die Funktionsfähigkeit von Innovationen, ihre Akzeptanz in der Bevölkerung sowie schneller Transfer in die Praxis.

Typ 3: Reallabor oder living Lab als ein experimentelles Forschungsumfeld zur Erschaffung von Innovationen durch kollaboratives Testen, Co-Kreation und Co-Produktion

„Ein Living Lab ist eine offene Innovationsumgebung in der realen Welt, in der nutzerzentriert und durch Ko-Produktion neue Dienstleistungen, Produkte und soziale Infrastrukturen entstehen. Living Labs umfassen im Rahmen einer Partnerschaft von Unternehmen, Bürger:innen, Regierungen und Wissenschaft gleichzeitig eine gesellschaftlich-soziale und eine technische Dimension“ (Schäpke et al 2017: 30 nach Kareborn & Stahlbrost 2009, 357).

Die Erfolge der ersten Reallabor-Projekte und die innovative Strahlkraft des Formats führten zum regelrechten Reallabor-Boom. Der Begriff „Reallabor“ ist in Mode. Da er urheberrechtlich nicht geschützt ist, taucht er inzwischen als Bezeichnung diverser Projekte und Initiativen auf, die Innovationen testen und in situ-Laboren, also im realweltlichen Raum, forschen (z.B. Das Reallabor Schienenfahrzeuge oder Mikroplastik: Schiffswrack und Strand als Reallabor). Eine Verschiebung der Schwerpunktsetzung in den Bereich von technologischen Innovationen ist besonders zu beobachten. 

Es gibt vielfältige Projekte mit dem Label „Reallabor“ aber auch Projekte, die im Kern Reallabore sind, diese Bezeichnung aber bewusst nicht verwenden. Außerdem scheint sich ein allgemeines öffentliches Verständnis gefestigt zu haben, was ein Forschungsprojekt im Format Reallabor ausmacht.

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