Realexperiment aus der Perspektive der Praxisakteure

Wie sehen Praxispartner die Interventionen im Sinne der Realexperimente und welche Erwartungen verbinden sie damit?

Experimentieren ist ein bewährter Weg, um zu neuem Wissen zu kommen. Darauf baut das Format des Reallabors auf. Die sogenannten Realexperimente (auch Transformations- oder Nachhaltigkeitsexperimente) finden nicht in einem abgeschlossenen Laborraum, sondern in der realen Welt, „an der frischen Luft“, statt. Das Reallabor bietet diesen Interventionen einen institutionellen Rahmen, die rechtlichen Fragen der jeweiligen experimentellen Settings werden im Vorfeld verhandelt. Die Realexperimente ermöglichen den Initiatoren, den Beteiligten, den Entscheidern und den Betroffenen, die visionären Ideen einer nachhaltigen Welt temporär, im Probedurchlauf und im Kleinformat zu testen.

Patrick Daude, Projektleiter Nachhaltige Mobilität, Grundsatzreferat Klimaschutz, Mobilität und Wohnen (S/OB), LHS Stuttgart

 

"Das Reallabor hat eine ganz andere Form, die Themen anzugehen. Es geht nicht nur darum, eine Studie zu erstellen, und es bleibt in der Theorie. Es geht darum das in der Praxis umzusetzen, auszuprobieren, mit den Leuten zu sprechen. Es geht viel darum, miteinander und nicht über einander zu reden. Ich denke, dass wir in der urbanen Mobilität und Stadtentwicklung mehr erreichen, indem wir Kräfte bündeln."

Dieser Prozess wird von den Wissenschaftler:innen und von Praxisakteuren unter die Lupe genommen: Was passiert genau? Welche Veränderungen finden statt? Wie wirkt es? Wie gehen wir damit um? Was ist möglich und wo sind die Grenzen? Wenn die Interventionen „funktionieren“ und positiv aufgenommen werden, wie lassen sich die Erkenntnisse daraus in einen dauerhaften Prozess überführen?

Unabhängig davon, ob ein Realexperiment erfolgreich war, löst er bei den Beteiligten einen Lernprozess aus. „Realexperimente berühren die alltägliche Lebenswelt und können dadurch konkrete, unmittelbare Wirkungen entfalten. Sie können Aufmerksamkeit erregen, nachhaltige Stadtkultur erlebbar machen, die Stadtgesellschaft aktivieren, Akteure empowern, die Etablierung von Ideen aus Nischen ‚befördern‘, Minderheiten integrieren oder eine Veränderung politischer Rahmenbedingungen bewirken. Im Gesamtbild wirken Realexperimente dadurch, dass sie nachhaltige Lebensstile und Lösungen in ihrer Vielfalt und Verschiedenheit aufzeigen“ (Die Kultur des Experimentierens 2017:27). Dadurch dass Alternativen sinnlich erfahrbar und erlebbar werden, können Realexperimente einen Wandel in den Anschauungen und Alltagsroutinen anstoßen.

Im Reallabor für nachhaltige Mobilitätskultur wurde der Ablauf eines Realexperiments von der Idee bis zur möglichen Verstetigung erarbeitet s. Die Kultur des Experimentierens 2017:25.

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