Inter- und transdisziplinäre Lehre in Reallaboren

Für die Lehre an Universitäten und Hochschulen eröffnen Reallabore neue Perspektiven und schaffen Freiräume fürs Experimentieren.

Das Reallabor ist ein Lernort, der Bildungsprozesse bei den beteiligten Akteuren ermöglicht. Es bietet „einen unterstützenden, geschützten Rahmen für Information, Austausch, Kooperation, Interventionen sowie Evaluation und Reflexion“ (Beecroft et al. 2018:83; zu Bildungszielen in den Reallaboren s. Schneidewind, Singer-Brodowski 2015; Singer-Brodowski et al. 2018).
System-, Orientierungs- (oder Ziel-) und Transformationswissen, die für transformative Forschung kennzeichnend sind, werden durch das Prozesswissen ergänzt. Es ist das Wissen darüber, wie Projekte umzusetzen sind, damit die angestoßenen transformativen Prozesse gelingen und in anderen Kontexten reproduzierbar sind (Nanz, Renn, Lawrence 2017; Lawrence et al. 2022)

Drei Arten von Wissen ergänzt durch das Prozesswissen, nach Lawrence, M.G. et al. 2022:54

Aber auch für die Lehre an Universitäten und Hochschulen eröffnen Reallabore neue Perspektiven und schaffen Freiräume fürs Experimentieren (Beecroft 2018; Albiez et al. 2016; West 2018; Beecroft 2020). In verschiedenen Lehrformaten können Studierende in den Forschungsprozess einbezogen werden. Das forschende Lernen im Reallabor ist fächerübergreifend, praxisorientiert, kooperativ und partizipativ. Studierende können so angemessen auf die großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts vorbereitet werden.

Auf der Plattform der Reallabore fand an der Universität eine Reihe von studiengangbezogenen Lehrveranstaltungen und Projektarbeiten statt, die von den beteiligten Disziplinen organisiert wurden, wie z.B.

im Reallabor für nachhaltige Mobilitätskultur

    • die Seminare Mapping Movement und Provisorische Architektur (weitere Info, in Kooperation mit der Hochschule für Technik) am Städtebau Institut,
    • studentische Projektarbeit zur Entwicklung von Mobilitäts-Experimenten auf dem Campus der Universität Stuttgart am Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement (IAT),
    • das Projekt LOKAL Schützenplatz am Institut für Landschaftsplanung und Ökologie;

im Reallabor Stadt:quartiere 4.0

im Reallabor Stadt – Raum – Bildung

Die Reallabore boten und bieten zudem Themen und Stoff für zahlreiche Qualifikationsarbeiten (Bachelor- und Masterarbeiten).

Im "Reallabor für nachhaltige Mobilitätskultur" wurde ein Lehrformat erprobt, das vom IZKT initiiert und als fachübergreifende Schlüsselqualifikation (FÜSQ) angeboten wurde (Uhl 2018:125; Pfau, Uhl 2020). Es baut auf der enger Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftler:innen und Studierenden unterschiedlicher Fachdisziplinen sowie auf dem Austausch mit Praxisakteuren auf. Im Zentrum des Formats steht ein Forschungsauftrag im Stadtraum, den die Studierenden in interdisziplinär zusammengesetzten Teams erfüllen, nachdem sie in die jeweiligen theoretischen und methodischen Ansätze eingeführt wurden. In enger Verzahnung mit dem Prozess des Reallabors nahmen die Seminare daraus Impulse auf und wirkten mit ihren Ergebnissen unmittelbar auf seinen Ablauf. Die Erfahrungen bei der Konzeption und Durchführung inter- und transdisziplinärer Seminare und Wissenstransferprojekte wurde in einem „Leitfaden für transdisziplinäre Projekte“ zusammengefasst (Uhl 2018, pdf).

Die Erfahrungen aus den Reallaboren können „die systematische Implementierung inter- und transdisziplinärer, forschungsorientierter, Bildung für Nachhaltigkeit befördernder Lehre“ unterstützen. Denn „[s]ie leisten einen innovativen Beitrag hin zu einer „spezifischen Lehrkultur“, wie sie z.B. der Nationale Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung gefordert hat (BMBF 2017: 54). Für diese wären aber auch längerfristig entsprechende Strukturen, Anreizsysteme, Prüfungsordnungen und Karrieremöglichkeiten an den Universitäten und Hochschulen nötig“ (Uhl 2018:129; s. auch Beecroft 2018: Albiez et al. 2018).

Als wichtige Schritte in diese Richtung sehen wir das fakultätsübergreifende Projekt Stuttgarter Change Labs und die Aktivitäten des neu gegründeten Green Office an der Universität. Beide unterstützen interdisziplinäre, projekt- und problembezogene Lehr- und Lerninitiativen und konkrete Umsetzungsprojekte der Studierenden im Themenfeld der Nachhaltigkeit.

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