Was macht ein Reallabor aus? Unser Reallabor-Verständnis

Wir stellen hier die Kernelemente vor, die für das Reallabor-Format kennzeichnend sind.

Begrifflich und konzeptionell gehen wir von einem Reallabor-Verständnis aus, das von Forscher:innen und Gestalter:innen der ersten Reallabore in Baden-Württemberg geprägt wurde.

"Reallabore sind Einrichtungen an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis. Sie bieten einen Rahmen, um Forschungs-, Praxis- und Bildungsziele zu verfolgen. Reallabore sind transformativ ausgerichtet und verfolgen gesellschaftlich legitimierte, ethisch gut begründete und gemeinwohlorientierte Ziele. Designprinzipien für Reallabore dienen der sachlichen, räumlichen und zeitlichen Rahmung und dem Aufbau einer Rollenkonstellation beteiligter Akteure, die den zu bearbeitenden Transformationsprozessen angemessen sind. In Reallaboren werden transdisziplinäre Projekte (insbesondere Realexperimente) umgesetzt. Diese Projekte werden im Sinne einer experimentellen und reflexiven Arbeitsweise kontinuierlich reflektiert, und ihr Projektverlauf wird dementsprechend angepasst (Beecroft et al. 2018, 78).

Ein Reallabor bezeichnet eine transdisziplinäre Forschungs- und Entwicklungseinrichtung, die dazu dient, in einem räumlich abgegrenzten gesellschaftlichen Kontext Nachhaltigkeitsexperimente durchzuführen, Transformationsprozesse anzustoßen und wissenschaftliche wie gesellschaftliche Lernprozesse zu verstetigen.

Parodi, Steglich 2021:256

Auf diesem Reallabor-Verständnis aufbauend wurden Kerncharakteristika herausgearbeitet, die idealtypisch für Reallabore konstitutiv sind (Schäpke et al. 2017; 2018; Wanner et al. 2018:101; Wagner, Grunwald 2019:261ff.; Parodi, Steglich 2021:256f.)

Konstitutive Charakteristika eines Reallabors

  1. Normativität und Nachhaltigkeit: Reallabore sind klar am Leitbild nachhaltiger Entwicklung orientiert und machen ihre normativen Annahmen, Grundlagen und Ziele explizit.
  2. Transformationswissenschaft als Forschungsorientierung: In Reallaboren werden drei Arten von Wissen, nämlich System-, Ziel- und Transformationswissen erzeugt.

  3. Transformativität und Gestaltung: Reallabore tragen unmittelbar zur Gestaltung und zur Nachhaltigkeitstransformation der Gesellschaft bei.

  4. Experimentieren als Forschungsmethode und Laborcharakter. Realexperimente schaffen Evidenz über Lösungsstrategien von Nachhaltigkeitsherausforderungen und sollen eine Brücke vom „Wissen zum Handeln“ schlagen.

  5. Transdisziplinarität
    1. Reale Alltagsprobleme bilden den Ausgangspunkt des Forschungsvorhabens.
    2. Wissenschaftler:innen aus verschiedene Disziplinen arbeiten mit Bürger:innen zusammen und erarbeiten konkrete Lösungen.
    3. Intensität der Partizipation außerwissenschaftlicher Akteure variiert nach Zielen und Situationen in jeweiligen Projektphasen.
    4. Ideal-typische Vorgehensweisen bei der Zusammenarbeit sind Co-Design, Co-Produktion und Co-Evaluation.
    5. Zivilgesellschaft (Change Agents, Pioniere des Wandels) spielen in den Reallaboren eine zentrale Rolle.
    6. In Reallaboren finden das inter- und transdisziplinäre Lehren und Lernen statt.

6. Langfristigkeit und Übertragbarkeit/Skalierbarkeit von Forschung und ihren Ergebnissen

7. Zyklisches Lernen durch fortlaufende theoretische und methodische Reflexion | Bildung für nachhaltige Entwicklung

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