Herausforderungen und Empfehlungen für wissenschaftliche Projektplaner:innen und Antragsteller:innen

Aus der Erfahrung der an Stuttgarter Reallaboren beteiligten Wissenschaftler:innen stellten wir eine Übersicht der Herausforderungen, mit denen sie im Laufe der Projekte konfrontiert wurden.

Konzeption und Organisation

  • Gutes Projekt- und Finanzmanagement
      • Vorausschauende Planung des Finanzbudgets. Wegen des besonders großen Organisations- und Kommunikationsaufwands ist eine gut ausgestattete Projektkoordinationsstelle wichtig. Sie leistet sowohl inhaltliche als auch operative Arbeit. Außerdem Einstellung der Mittel für Praxis- bzw. zivilgesellschaftliche Partner. Das ehrenamtliche Engagement darf nicht überstrapaziert werden.
      • Ein Arbeits-, Zeit- und Kostenplan, der die Ko-Gestaltung durch die Praxispartner bereits in der Antragsphase integriert/fördert und flexibel auf die Projektdynamik eines Reallabors reagiert.
      • Berücksichtigung der unterschiedlichen Tages- und Wochenrhythmen der wissenschaftlichen und außerwissenschaftlichen Projektbeteiligten. Die Veranstaltungen können zumeist abends oder am Wochenende organisiert werden.
      • Zeit und Ressourcen für die wissenschaftliche Selbstreflexion einplanen, z.B. für Veranstaltungen der Begleitforschung und die Konsolidierung der Zusammenarbeit mit außerwissenschaftlichen/zivilgesellschaftlichen Akteuren (Anpassung, Wiederholung, Verstetigung der Realexperimente) – Erkenntnisgewinn zur Optimierung des Prozesses.
      • Optionen der Verstetigung oder der Überführung in andere Organisations- und Trägerschafts-Modelle überlegen, d.h. das transformative Vorhaben von Anfang an langfristig denken.
  • Entwicklung von Strukturen und Regeln für wissensträgerübergreifende Wissensvernetzung und -management.
  • Bestimmung eines für alle Projektpartner:innen (aus der Wissenschaft und Praxis) geeigneten Reallaborraums als Ort für Projektreffen und -veranstaltungen, damit keine:r „zu Gast bei ...“ sein muss.

Kommunikation

  • Hohes Maß an interner und externer Kommunikation, die Feingefühl und gute Kenntnis lokaler Gegebenheiten, sozialer und räumlicher Strukturen benötigt.
  • Intensive projektbegleitende Presse- und Öffentlichkeitarbeit
  • Frühzeitige Klärung der Interessen, Motivationen und Erwartungen sowie gemeinsame Problemdefinition und Zielfindung, um Konflikten und Enttäuschungen vorzubeugen.
  • Findung einer gemeinsamen Sprache, um Verständigung zu ermöglichen. Unter denselben Begriffen werden nicht selten unterschiedliche Vorstellungen kommuniziert. Ein gemeinsamer Nenner ist für die Formulierung der Ziele unabdingbar.
  • Aufbau von Vertrauensverhältnissen und gegenseitige Wertschätzung sind das A und O für erfolgreiche gemeinsame Arbeit.

Kompetenzen und Qualifikation

  • Wahrnehmung mehrschichtiger Rollen: motivierende und moderierende Projektmanager, Mediatoren in Konfliktsituationen, neutrale Vermittelnde zwischen verschiedenen Wissensträgern
  • durchgehender projektbegleitender Kompetenzaufbau auf dem Feld der partizipativen, transdisziplinären, transformativen Forschung und der partizipativen Wissenschaftskommunikation (capacity building)
  • Neben den hard skills, also den fachlichen Kompetenzen, sind soft skills – soziale, persönliche und methodische Kompetenzen – sehr wichtig, insbesondere
      • die Bereitschaft, über den Tellerrand eigener Institutionen zu schauen und sich auf ein unbekanntes Terrain einzulassen
      • die Lust aufs Experimentieren und Zukunft anders zu denken
      • Hohe Fehler- und Frustrationstoleranz
      • offener, transparenter Umgang mit Ziel- und Interessenskonflikten und Dialogfähigkeit

Evaluation

  • Gemeinsame Festlegung von Erfolgskriterien gemessen an den Zielen
  • Möglichkeit einer Begleitforschung sondieren
  • Wirkung der Veränderungs-und Transformationsprozesse lässt sich erst nach Jahren beobachten. Es sollte eine Möglichkeit geschaffen werden, mit einem zeitlichen Abstand das Projekt zu bewerten.
  • Methoden und Instrumente für die Messung von societal impact entwickeln
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