Mit der Vorlage aus dem Sketchnoting-Lernpfad führten wir unter der Leitung von Anna-Maria den Lernzirkel durch. Das Ziel dieses Zirkels ist es, in die Sketchnoting-Welt einzutauchen, eigene Zeichnungen zu kreieren und dadurch einen individuellen Stil zu entwickeln. Am Ende haben alle Teilnehmenden individuelle Sammlungen an eigenen Symbolen, auf die sie zurückgreifen können. Im Folgenden wird ein kurzer Schnelldurchlauf des Lernzirkels mit einigen wichtigen Elementen vorgestellt- für ausreichende Übung empfehlen wir sehr den Zirkel selbst oder mit einer motivierten Gruppe zu durchlaufen.
Wofür Sketchnoting?
Figuren und Schaubilder von Hand zu zeichnen scheint auf der Arbeit auf den ersten Blick etwas Fehl am Platz, aber bereits beim Betrachten von Sketchnoting als Visualisierungstechnik kommen einige Vorteile auf. Neben der Wissensvermittlung und -speicherung, lassen sich komplexe Prozesse einfacher und verständlicher visualisieren. Präsentationen, aber auch Meetings und Workshops können lebendiger und ansprechender gestaltet werden. Egal ob Sketchnotes bereits fest eingebaut wurden oder erst während Besprechungen auf dem Flipchart oder Tablet entstehen, sie können Informationen und theoretische Zusammenhänge übersichtlicher darstellen. Von Vorteil sind kleine Symbole auch für Notizen, zum Beispiel um eine Struktur einzubringen oder um die Priorisierung auf einen Blick ersichtlich zu machen.
Ablauf des Lernzirkels
Der Lernzirkel basiert insgesamt auf 23 Übungen, sogenannten "Katas", die nacheinander abgearbeitet werden. Dabei werden einzelne Aspekte geübt, ob analog oder digital können alle Teilnehmenden für sich entscheiden. Zusätzlich gibt es im Lernpfad auch einige Tipps und Tricks, sowie weiterführende Links mit Vorlagen aus dem Internet sowie Büchern mit Anleitungen, die zur Inspiration verwendet werden können. Sie eignen sich wunderbar zum ersten Reinkommen, aber auch zum Üben konkreter Elemente. Ein wichtiges Lerarning, das im Hinterkopf behalten werden sollte: Auf die Perfektion kommt es gar nicht an, denn auch krumme Formen sind im Gegensatz zu perfekten digitalen Icons angenehmer fürs Auge. Eigene Zeichnungen können Texten oder Workshops eine persönliche Note verleihen und ansprechender wirken.
Zentral für den Lernzirkel ist eine lockere Atmosphäre; schließlich werden hier eigene Zeichenkünste preisgegeben und anfangs haben alle mit etwas Scham zu kämpfen. In der Regel kann diese aber nach den ersten Meetings abgelegt werden, denn "Übung macht den Meister" und ohne Ausprobieren wird man nicht besser. Hilfreich ist es zudem, wie in Kata 5 beschrieben wird, einen festen "Termin mit sich selbst" auszumachen, der speziell zur regelmäßigen Übung freigehalten wird. So kann eine Routine aufgebaut werden, die den Einstieg erleichtern kann.
a) Auswahl der passenden Stifte und Farben
Neben der Entscheidung, ob man digital oder analog zeichnen möchte, ergibt sich die Frage nach geeigneten Stiften. Auch bei digitalen Zeichensystemen gibt es zahlreiche Stifte und fast unendlich viele Farben zur Auswahl, aber um einen Fortschritt merken zu können, sollte sich auf ein Repertoire von 3 bis 4 Stiften beschränkt werden. So kann vorerst mit diesen ausreichend geübt werden. Erst wenn das Zeichnen gut klappt, können im nächsten Schritt neue Stifte, Techniken und Funktionen ausprobiert werden. Eine beschränkte Auswahl kann auch die Hürde senken; es kann ohne Überforderung oder viel Überlegen losgelegt werden. Empfehlenswert ist es, einen Stift für die Schrift, einen weiteren für Überschriften oder Markierungen und ein bis zwei Stifte zum Zeichnen von Symbolen oder Figuren festzulegen. Bei letzteren kann ein Schatten oder Untergrund für mehr Plastizität eingebaut werden. Hierfür kann zusätzlich ein grauer oder etwas hellerer Stift von Vorteil sein.
Bei der Verwendung von Farben sollte einiges beachtet werden. Helle Farben, wie Gelb oder Orange können für Markierungen von Wichtigem eingebaut werden. Auf jedem Bild sollten die Farben einheitlich verwendet werden, gleiche Farben deuten auf Muster oder Zusammenhänge hin.
b) Welche Schriftart?
Es gibt unzählige Schriftarten, die man sich aneignen kann. Am besten ist es, sich einige auszusuchen und diese intensiv zu üben. Hier kann man verschieden vorgehen, für die erste Auseinandersetzung mit geraden Formen beim Schreiben kann die Architekturschrift ausprobiert werden. In einem zweiten Schritt kann man sich jeweils Schriftarten für Überschriften, Zwischenüberschriften, normale Schrift, Wichtiges etc. überlegen, die man in sein Repertoire aufnehmen möchte. Somit kann man einfacher Markierungen vornehmen, eine Struktur schaffen und seine Sketches interessanter gestalten.
c) Ein übersichtliches Layout
Vor dem Erstellen einer Sketchnote-Zeichnung, sollte ein passendes Layout gewählt werden. Neben den klassischen Anordnungen von Oben nach Unten und von links nach rechts, können Zusammenhänge auch kreisförmig um eine Überschrift in der Mitte des Blattes oder in einer "Schlangenlinie" angeordnet werden. Hier gilt Ausprobieren, bis ein gewünschtes Layout gefunden wird, denn es gibt nicht die perfekte Vorgabe, an der man sich orientieren könnte.
Anschaulicher gelten Zeichnungen, wenn der Titel auf den ersten Blick erkennbar ist und die Zeichnung entsprechend eingerahmt ist. Container eignen sich wunderbar für die Darstellung von Wichtigem und Zusammenhängen. Hilfreich sind auch Pfeile, die entweder die Leserichtung oder Übergänge darstellen. Bereits diese Elemente geben dem Gezeichneten Struktur und es wirkt übersichtlicher.
d) Figuren und Symbole
Ein Ziel des Sketchnoting-Zirkels ist es, sich eine Sammlung an Symbolen anzulegen. Für jeden Bereich gibt es zahlreiche passende Symbole; die Sammlungen können also je nach Fachgebiet ganz anders ausfallen. Dadurch kann die eigene Arbeit individuell angereichert werden. Mit einem begrenzten Repertoire kann zudem schneller auf passende Sketchnotes zurückgegriffen werden.
Mit Figuren lassen sich Bewegungen und Vorgänge darstellen. Auch hier gibt es einiges zu beachten. Zum Beispiel sollten die Arme aus den Schultern und nicht aus dem Hals kommen. Am besten werden die Figuren auf einem Untergrund platziert, damit sie nicht auf dem Blatt "schweben". Bereits einfache Figuren können etwas "Leben" in Zeichnungen einbringen. Mit kleinen Requisiten können ihre Rollen angedeutet werden, beispielsweise kann eine Krone auf einen Kunden hindeuten oder eine Lupe in der Hand steht für die Suche. Bewegungen sind schon etwas schwieriger, am besten eignen sich hierfür Striche oder Pfeile, die die jeweilige Bewegungsrichtung angeben.
Durch den Lernzirkel erlernten wir kreative Visualisierungstechniken und die Gestaltung übersichtlicher Layouts. Im Agility Lab konnten wir durch die Learnings aus dem Lernzirkel unsere Webseite mit individuellen Zeichnungen anreichern und unseren Beiträgen damit ein persönliches Flair verleihen. So sind zum Beispiel die Meeting-Card und Schaubilder für unser Glossar und den Werkzeugkoffer entstanden.
Der Sketchnoting-Lernzirkel war wieder ein voller Erfolg!
Text: Karolina Laksa