Klassismus im Bildungssystem

Klassismus und Diskriminierung begegnen First-generation Studierenden auch im Universitätskontext. In diesem Informationspaket erfahren Sie wo und in welcher Form Klassismus im Bildungssystem anzutreffen ist, wie Sie selbst klassistische Tendenzen vermeiden können und wie Sie Studierende gezielt unterstützen können.

Klassismus

Was bedeutet der Begriff Klassismus?

Klassismus ist eine Form der Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft und äußert sich häufig in einem systematischen abgeschnitten Sein oder Werden von Ressourcen wie Bildung, Geld, Anerkennung und gesellschaftliche Teilhabe. Auch wenn der Begriff der ‚Klasse‘ mittlerweile eher durch die Begriffe ‚Gesellschaftsschicht‘ oder ‚Milieu‘ abgelöst wurde, handelt es sich beim Thema Klassismus auch heute noch um ein aktuelles Phänomen.

Warum ist Klassismus in einem Universitätskontext von Relevanz?

Klassismus spielt bereits beim Zugang zur Universität eine entscheidende Rolle. So sind Menschen aus Nichtakademikerfamilien gegenüber Menschen aus Akademikerfamilien aufgrund ihrer sozialen Herkunft und sozio-ökonomischen Stellung in der Gesellschaft häufig systematisch benachteiligt, wenn es um finanzielle, informationstechnische, mentale und kompetenztechnische Ressourcen geht. Dadurch ergeben sich für sie erschwerte Zugangsbedingungen zur Universität bzw. zu weiterführender Bildung im Allgemeinen. Auch während des Studiums bleiben diese Unterschiede meist weiter bestehen.

Wo und in welcher Form kann first-generation Studierenden Klassismus
begegnen?

Klassismus kann first-generation Studierenden in verschiedenen Lebenslagen begegnen. Zu den bereits erwähnten unterschiedlichen Startbedingungen und zur Verfügung stehenden Ressourcen für ein Studium, kann den Studierenden Klassismus auch in der Interaktion mit Kommiliton*innen oder Lehrenden begegnen. So können sie beispielsweise Anfeindungen oder abwertende Bemerkungen durch andere Studierende oder Lehrende einer ‚übergeordneten Klasse‘ erfahren oder es kann aufgrund der (gelesenen) sozialen Herkunft der Studierenden bei gleicher Leistung zu unterschiedlichen Leistungsbeurteilungen kommen. Zudem kann ein defizitärer Blick der Lehrenden auf die Lebenswelt der first-generation Studierenden zu Unwohlsein, Scham und einem Gefühl der Nichtzugehörigkeit führen. Aber beispielsweise auch innerhalb der eigenen Familie oder des sozialen Umfelds kann ein Bildungsaufstieg, welcher meist auch mit einem ‚Klassenaufstieg‘ verbunden ist, zu Spannungen und Anfeindungen führen.

Tipps zur Vermeidung eigener unterbewusster klassistischer Tendenzen
  • Reflexion der eigenen Bildungsbiografie:
    • Über welche Ressourcen habe ich verfügt, die mir meinen Bildungsweg ermöglicht und evtl. erleichtert haben? (z.B. materiell, ideell, soziales Umfeld, etc.)
    • Welche Folgen kann es für Studierende haben, die nicht über diese Ressourcen verfügen/verfügt haben?

  • Reflexion der eigenen Einstellung zum Thema Sprache:
    • Wie nehme ich Dialekte und Akzente meiner Studierenden wahr? Wertfrei oder wertend?
    • Verbinde ich bestimmte Dialekte/Akzente mit bestimmten Stereotypen?

  • Reflexion der eigenen Haltung als Lehrperson:
    • Inwieweit sehe ich Diversität als bereicherndes Element für den Lernprozess?
    • Ist meine Erwartung hinsichtlich der Leistung der einzelnen Studierenden unabhängig von deren sozialer Herkunft?
Tipps zur Unterstützung von Studierenden beim Ausgleich herkunftsbedingter Ressourcenunterschiede

Die POWERst Toolbox stellt Ihnen umfangreiche Informationen zur Unterstützung von Studierenden zur Verfügung und informiert sie über die zahlreichen Unterstützungsangebote der Universität Stuttgart. Machen Sie sich gerne mit den Informationen vertraut und weisen Sie ihre Studierenden auf die verschiedenen Angebote hin. Von Studienbeginn über Finanzierung bis hin zu Auslandsaufenthalten, Berufseinstieg oder wichtigen Kontaktstellen – in unserer Toolbox finden Sie die entsprechenden Informationen.

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