Weitere Hintergrundinformationen zum Zukunftscluster QSens
Quantentechnologien versprechen, zahlreiche Anwendungsfelder zu revolutionieren, von der Medizin- über die Kommunikationstechnik bis hin zur künstlichen Intelligenz und autonomen technischen Systemen. Führende Industrieunternehmen attestieren ihnen das Potential zur Schlüsseltechnologie der kommenden Jahrzehnte. Jedoch befinden sich die meisten technischen Ansätze noch im Frühstadium marktfähiger Lösungen. Innerhalb der Quantentechnologien zeichnet sich die Quantensensorik durch eine vergleichsweise kurze erwartete „Time-to-Market“ aus.
Um Durchbrüche in der Grundlagenforschung in die Wirtschaft zu transferieren, werden in QSens Forschende Hand in Hand mit Industrieunternehmen arbeiten, um die Leistungsfähigkeit von Quantensensoren in autonomen technischen Systemen nutzbar zu machen. Dies betrifft vorwiegend die Bereiche der Industrie 4.0, der Mobilität, der erneuerbaren Energien sowie das Feld der Medizingeräte der nächsten Generation.
Hierfür plant QSens ein Ökosystem zu schaffen, welches die hohe Einstiegshürde für die Nutzung der Quantentechnologien deutlich reduziert. Somit könnten Großunternehmen und der Mittelstand Zugang zu dieser zukunftsträchtigen Plattform erhalten. Durch die Nutzung von Quantentechnologien möchte QSens ein Sprungbrett für disruptive Technologien bieten und damit einen Beitrag zur Sicherung der Innovationskraft Deutschlands leisten.
Seit Jahren forschen Teams der Universitäten Stuttgart und Ulm am grundlegenden Verständnis und an der Nutzbarmachung der physikalischen Eigenschaften kohärent kontrollierter Quantensysteme. Ihr Ziel: innovative Sensoren mit bisher unerreichter Empfindlichkeit und räumlicher Auflösung zu realisieren.
Als gemeinsame Basis für den Zukunftscluster dient den Ulmer und Stuttgarter Forschenden dabei das Zentrum IQST, im Rahmen dessen sie – gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart – nicht nur Anwendungen von Quantentechnologien demonstriert haben, sondern auch kontinuierlich ein breites Spektrum von physikalischen Grundlagen und Basistechnologien erforschen.
Die Forschungsteams des Zukunftsclusters QSens haben dabei bereits zahlreiche Durchbrüche erzielt. Hierzu zählen die Charakterisierung von Speichermedien mit extrem hoher Dichte in Nanometerauflösung, die chemische Analyse einzelner Moleküle und die Erforschung von elektronischen Schaltungen im Nanometermaßstab, welche im Rahmen der klassischen Physik nicht möglich sind.
Einige dieser Ergebnisse wurden bereits in Zusammenarbeit mit Industrieunternehmen aus der Wirtschaftsregion Württemberg erzielt. Zum Beispiel wird derzeit mit den Unternehmen Bosch und Zeiss die Entwicklung von Quanten-Magnetfeldsensoren auf Diamantbasis vorangetrieben, welche zuverlässig die Magnetfelder des menschlichen Gehirns messen sollen, um so in Zukunft etwa intelligente, direkt vom Gehirn des Patienten gesteuerte Prothesen zu ermöglichen.
Ein Hauptthema der Konzeptionsphase war die Erstellung einer Applikations- und Technologie-Roadmap für die Quantensensorik. Gemeinsam mit Vertretern der Industriepartner wurde somit der Grundstein dafür gelegt, dass innerhalb der geplanten Umsetzungsphasen verschiedene Quantensensor-Technologien den Sprung in den Markt schaffen. Hierfür wurden die notwendigen Lieferketten festgelegt und die benötigten Enabling-Technologien identifiziert. Gemeinsam mit den Partnern aus der Wirtschaft wurden konkrete QSens-Verbundprojekte konzipiert und eine klare Zeitschiene für die Markteinführung bestimmter Applikationen erarbeitet.
Das zweite wichtige Thema der Konzeptionsphase war die Festlegung einer QSens-Verwaltungsstruktur, welche der heterogenen Zusammensetzung des Zukunftsclusters mit universitären Partnern, Forschungsinstituten, kleinen und mittelständischen Unternehmen bis hin zu großen, international agierenden Industriekonzernen optimal Rechnung trägt.
Schließlich wurde in der Konzeptionsphase das QSens-Disseminationskonzept finalisiert. Dieses beinhaltet die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften im Bereich der Quantentechnologien ebenso wie die Dissemination in die Gesellschaft.
Auf einen Blick
- Projektlaufzeit der Konzeptionsphase: 01.05.2020 bis 31.10.2020
- Zuwendung des Verbundes: 177.060,19 € (inkl. Projektpauschale)
- Zuwendungsempfänger: Universität Stuttgart und Universität Ulm
- Weitere Partner: IMS CHIPS Stuttgart; Hahn-Schickard Stuttgart; Carl Zeiss AG
Quantensensoren im Besonderen können durch ihre Spezifität und Genauigkeit entscheidende Beiträge zur Lösung zahlreicher gesellschaftsrelevanter Fragestellungen liefern. In vielen Fällen setzen die in zukünftige Technologien gesetzten Erwartungen – mit Auswirkungen von der Bio- und Medizintechnologie bis zu autonomen technischen Systemen – geradezu voraus, dass hochgenaue Sensoren entwickelt werden, die mit herkömmlichen Ansätzen nicht zu verwirklichen sind.
Sensoren sind heute integraler Bestandteil industrieller Prozesse sowie des täglichen Lebens, beispielsweise im ständig wachsenden „Internet of Everything“. Der Zukunftscluster QSens adressiert aufgrund der Vielseitigkeit der Technologie zentrale gesellschaftliche Herausforderungen in den Bereichen Gesundheit, Energie, Mobilität, Industrie 4.0 und Sicherheit.
Des Weiteren fördert der Zukunftscluster eine offene Innovations- und Wagniskultur sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen in Deutschland. So beinhaltet das QSens-Disseminationskonzept neben Elementen der Ausbildung von neuen Quanteningenieurinnen und -ingenieuren auch Weiterbildungsangebote für Personen im Arbeitsmarkt sowie Maßnahmen für den Wissenstransfer in die Gesellschaft.
Veröffentlichungen
- Zerfowski et al., "Real-time data processing for brain-computer interfacing using optically pumped magnetometers", ICBEM 2021 Paper, https://janzerfowski.de/research/paper/icbem2021_paper.pdf
- Jan Zerfowski et al., "Real-time exoskeleton hand control using optically pumped magnetometers", Synapsium 2021 Interactive Poster, https://janzerfowski.de/research/poster/synapsium2021.pdf
- Jan Zerfowski et al., "Optically pumped magnetometers (OPMs) for motor imagery-controlled brain-computer interfaces (BCIs)", BIOMAG 2022 Poster IM-84, https://janzerfowski.de/research/poster/202208_biomag_birmingham_poster_Zerfowski.pdf
- Vincent Jonany et al., "Reliable Assessment Of Evoked Brain Responses Targeted by Transcranial Alternating Current Stimulation (tACS) Using Optically Pumped Magnetometers (OPMs)", BIOMAG 2022 Poster IM-51, http://opm-workshop.org/images/files/abstracts/posters/Vincent_Jonany.pdf
- Niels Peekhaus et al., "Gain errors in OPM MEG due to low frequency remnant magnetic fields", BIOMAG 2022 Poster, http://opm-workshop.org/tmp/niels_peekhaus_62953a5cdbdb9.pdf
Ihr Ansprechpartner
Jens Anders
Prof. Dr.Sprecher QSens
[Foto: Jens Anders]
Ekaterina Vorobeva
Wissenschaftsmanagerin QSens