Gebäude vor den Folgen des Klimawandels schützen

27. Juni 2022, Nr. 44

Forschende der Universität Stuttgart veröffentlichen Handlungsempfehlungen für Planer*innen, Architekt*innen und Eigentümer*innen
[Bild: IABP Universität Stuttgart]

Überflutung, Hagel oder extreme Hitze sind Folgen des Klimawandels, die wir bereits gegenwärtig zu spüren bekommen. Wie können wir heute Liegenschaften sowie Gebäude planen und bauen, um sie vor den Folgen des Klimawandels zu schützen? Forschende des Instituts für Akustik und Bauphysik (IABP) der Universität Stuttgart haben einen Maßnahmenkatalog für Planer*innen, Architekt*innen und Eigentümer*innen erarbeitet. Die Empfehlungen sind ab Juli 2022 als gedruckte Broschüre oder ab sofort als PDF erhältlich

Das Bauwesen spielt eine wesentliche Rolle in der Klimadiskussion. Es ist zum einen Mitverursacher der klimatischen Veränderungen und zum anderen von Extremwetterereignissen besonders betroffen. „Deshalb ist das enorme und bisher nicht ausgeschöpfte Potenzial des Bauwesens zur Anpassung an den Klimawandel von größter Bedeutung“, erklärt Pia Krause, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am IABP. In einer vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) geförderten Informationsbroschüre zeigen sie und ihre Kolleg*innen Lösungsvorschläge auf, um die Transformation von Städten, Quartieren und Gebäuden hin zu einer klimaresilenten und zukunftsfähigen Umwelt umzusetzen. Konkret beziehen sich die Vorschläge auf die Anpassung des Bauwesens an Hitze und Sonneneinstrahlung, Starkregen und Hochwasser sowie Hagel und Sturm.

Sonnenschutz und Lüftungsverhalten

Die zunehmende Sommerhitze kann durch geeignete Maßnahmen sowohl auf der Liegenschaft als auch an und in Gebäuden reduziert werden. Zum Beispiel spielt die Materialität der Gebäudehülle inklusive der Wahl der Fassadenfarbe für die Erwärmung eines Gebäudes eine zentrale Rolle. „Eine hohe thermische Speichermasse der Gebäudehülle kann Temperaturspitzen im Innenraum deutlich abmildern. Weiter zeigt beispielsweise ein dunkler Außenputz gegenüber einem hellen Außenputz eine stärkere Zunahme der Temperatur an der Außenoberfläche“, so Krause. Einen erheblichen Einfluss auf die Temperatur in Innenräumen hat bereits die Gestaltung des Außenraums in Wechselwirkung mit der Ausrichtung der Fenster und die Art der Verglasung. „Der durch die Sonnenstrahlen hervorgerufene Strahlungseintrag in das Gebäude kann durch gezielt platzierte Bäume vor der Fassade bereits deutlich reduziert werden. Außerdem ist die einfallende solare Strahlung über die Jahreszeit und den Tag stark richtungsabhängig. Die Fensterorientierung sowie die Art des Fensters und des Sonnenschutzes beeinflussen maßgebend die thermischen Bedingungen im Raum.“

Wenn möglich, sollen Eigentümer*innen und Architekt*innen eine grün-blaue Infrastruktur wie Bäume, Wiesen, Beete oder Wasserflächen im Garten einer versiegelten Fläche vorziehen. Einerseits tragen die entsiegelten Flächen zu einer Hitzeinselreduzierung bei, andererseits erhöhen sie die Aufenthaltsqualitäten im Freien für Mensch, Flora und Fauna.

„Natürlich müssen die genannten Maßnahmen im Einzelfall geprüft und eventuell angepasst werden“, sagt Krause. Und sie stehen in Wechselwirkung zueinander: Ein sinnvolles und auf die Orientierung abgestimmtes Verhältnis von Fensterflächen in der Fassade, kombiniert mit intelligenten Sonnenschutzsystemen und viel Grün im Garten hält die Sommerhitze effektiv fern.

Schäden von Extremwetterereignisse minimieren

Neben den genannten Maßnahmen ist es auch von zentraler Bedeutung, die Schäden durch Extremwetterereignisse wie Hochwasser oder Hagel möglichst geringzuhalten. Die Forschenden empfehlen zum Beispiel an stark beanspruchten Gebäudeelementen robuste Materialien und Konstruktionen einzusetzen. Um eine Überflutung vorzubeugen, gibt es mehrere Maßnahmen:  Neben der Entsiegelung von urbanen Freiflächen sowie der Integration von unter- und oberirdischen Speicherbecken, können Gebäudeöffnungen im flutgefährdeten Bereich, wie zum Beispiel Kellerfenster, mit einer Lichtschachtabdeckung oder einer baulichen Erhöhung geschützt werden. Im Falle einer Überschwemmung ist das Wasser schnell und kontrolliert vom Gebäude abzuführen.

Zudem ist es Krause und ihrem Team wichtig, dass bei der Umsetzung der Maßnahmen stets der Klimaschutz mitgedacht wird: „Nur, wenn Klimaanpassung und Klimaschutz Hand in Hand gehen, können wir den Klimawandel und seine Folgen bremsen.“

Broschüre mit Handlungsempfehlungen lesen

Die ausführlichen Lösungsvorschläge für Planer*innen, Architekt*innen und Eigentümer*innen zu klimaangepassten Gebäuden und Liegenschaften finden Sie als PDF auf den Webseite des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Wenn Sie ein ausgedrucktes Exemplar möchten, können Sie es direkt über die Projekthomepage bestellen.

Bestellseite für die Broschüre Klimaangepasste Gebäude und Liegenschaften

Fachlicher Kontakt:

Pia Krause,

Universität Stuttgart,

Institut für Akustik und Bauphysik,

Tel. +49 711 685 65347, E-Mail

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