26.9. ab 18 Uhr im Rathaus
Wie unfair ist Künstliche Intelligenz?
Steffen Staab
Künstliche Intelligenz übernimmt Entscheidungen, die früher von Menschen getroffen wurden: Wer bekommt einen Bankkredit? Wer darf was studieren? Wer hat welche Krankheit? Anfangs gab es die Illusion, dass eine Künstliche Intelligenz objektiv ist, weil sie nicht aufgrund von Geschlecht, Hautfarbe oder Alter entscheidet. Es hat sich aber gezeigt, das Künstliche Intelligenz unfaire Diskriminierungen vom Menschen lernt. Die KI-Forschung erforscht Maßnahmen, um solche Diskriminierungen zu vermeiden. Diese Maßnahmen sind aber selbst wertebehaftet und realisieren Karikaturen philosophischer Vorstellungen von Gerechtigkeit, über die auch in der derzeitigen Rechtsprechung gestritten wird. Sollten benachteiligte Gruppen eine bevorzugte Behandlung genießen? Hinter der Beantwortung dieser Frage und der Urteilsfindung der Künstlichen Intelligenz stecken ganz unterschiedliche Vorstellungen von Gerechtigkeit, die von Philosophen wie John Rawls oder Robert Nozick ganz verschieden konzipiert wurden.
Steffen Staab hat eine Professur für Analytic Computing am Institut für Künstliche Intelligenz der Universität Stuttgart und eine Professur für Web and Computer Science an der University of Southampton. Er ist Ko-Sprecher des Exzellenzclusters „Data-integrated Simulation Science (SimTech)“ und des Stuttgart Research Focus IRIS - Interchange Forum for Reflecting Intelligent Systems. Er ist Mitgründer der Semanux GmbH, deren Künstliche Intelligenz es erlaubt, flexibel mit Computern zu interagieren ohne die Hände zu benutzen.
12.10. ab 18 Uhr im Rathaus
Strömungssimulation für Fussgänger und Vielflieger
Andrea Beck
Strömungen von Gasen und Flüssigkeiten sind allgegenwärtig. Wir befinden uns am Grunde des riesigen Luftmeeres unserer Atmosphäre, ärgern uns über zu viel oder zu wenig Regen und wissen nicht erst seit der Covid-Pandemie, wie unser Atem unsere Umwelt beeinflussen kann. Wir lassen uns von Flugzeugen in den Urlaub tragen, vom Ventilator an heißen Tagen kühlen und erzeugen Strom aus Windkraft. Dies sind nur einige wenige Beispiele, wie Strömungen uns in unseren Alltag begegnen und wie wir sie uns manchmal zu Nutze machen können. Wir bedienen uns heute unterschiedlicher Methoden, um Strömungen verstehen, analysieren und beeinflußen zu können. Neben den theoretischen und experimentellen Ansätzen hat die numerische Simulation von Strömungen am Computer in den letzten Dekaden einen immer größer werdenden Stellenwert eingenommen. Der „echte“ Windkanal, in dem Modelle von Windenergieanlagen, Flugzeugen aber auch Föns und Ventilatoren untersucht und vermessen werden, wird mittlerweile vom „numerischen“ Windkanal ergänzt. Dabei stellt sich die Grundfrage: Wie lassen sich komplexe Strömungen am Computer simulieren? Wie können wir physikalische Vorgänge in Bits und Bytes ausdrücken, und wie stellen wir sicher, dass die Ergebnisse auch der Wirklichkeit entsprechen? Wie entwickelt man schnelle, genaue aber auch energieeffiziente Algorithmen, und wo sind die aktuellen Grenzen? Welche Antworten können uns Simulationen geben? In diesem Vortrag widmen wir uns der Frage, wie die Strömung in den Computer kommt, welche Modellierungsideen zugrunde liegen und wie sich komplexe physikalische Gesetze in Algorithmen fassen lassen. Wir geben einen kleinen Einblick in die Entwicklung neuartiger Methoden, der Einsatz auf Höchstleistungsrechnern und diskutieren interessante Beispiele aus der aktuellen Forschung an der Uni Stuttgart.