Der Vortrag am 19. Dezember bot eine ungewöhnliche, aber zugleich tiefgehende Auseinandersetzung mit den Themen Führung, Governance und den Parallelen zur Weihnachtszeit.
Spannungsfelder und Zielkonflikte in Organisationen
Prof. Klaus Dröder thematisierte die Spannungsfelder zwischen Freiheit, Effizienz und strategischer Entwicklung in Universitäten und Unternehmen. Während Universitäten durch ihre dezentrale Struktur geprägt sind, stehen in Unternehmen klare Hierarchien und wirtschaftliche Ziele im Vordergrund. Die Rolle der Führung betonte er dabei als Schlüsselfaktor, um in diesem Spannungsfeld erfolgreich zu navigieren.
Führung stellte Klaus Dröder als gezielte Beeinflussung und Motivation von Menschen zur Erreichung gemeinsamer Ziele dar. Kritisch nannte er die „Great-Man-Theorie“ aus dem 19. Jahrhundert. Diese veraltete Sichtweise, die Führung als das exklusive Ergebnis stabiler Persönlichkeitsmerkmale betrachtet, ergänzte er durch moderne, dynamischere Modelle. Führung sei heute in einem Spannungsfeld äußerer, entpersonalisierter Randbedingungen mit Einflüssen durch Kollegium und Angestellten.
Weihnachtsfiguren als Führungsgestalten
Passend zur letzten Woche vor den Weihnachtstagen brachte er die Verbindung der Führungskonzepte mit den Symbolfiguren Nikolaus, Weihnachtsmann und Christkind. Jede dieser Figuren ordnete er in einem Führungsstil-Raster ein.
- Nikolaus: Sehr erfolgreiche, nachhaltige Führung; autoritäre Führungsansätze durch Sanktionierungsmechanismen wie die Rute.
- Weihnachtsmann: Kooperativer Führungsansatz, unterstützt durch die Delegation an zahlreiche Helfer und eine klare Zielorientierung.
- Christkind: Flexibilität und Kooperationsbereitschaft.
Unterschiede zwischen Universität und Unternehmen
Wesentliche Unterschiede in Führungsstrukturen zwischen Universitäten und Unternehmen sieht Klaus Dröder: Während Universitäten auf zeitlich begrenzte, demokratisch gewählte Führungsrollen setzen, dominieren in Unternehmen professionelle, top-down organisierte Systeme. Zudem spielten in der Wissenschaft intrinsische Motivationen eine größere Rolle als in der Wirtschaft.
Erstaunlicherweise seien für Professorinnen und Professoren die Führungsaspekte bei der Entscheidung für den Beruf sehr nachrangig gewesen. Persönliche Abhängigkeiten seien in der Universität im Vergleich zum Unternehmen auch durch Rollenverquickungen (z. B. in der Promotionsbetreuung) stark.
Der Vortrag schloss mit der Erkenntnis, dass erfolgreiche Führung eine Balance zwischen Persönlichkeitsaspekten und organisatorischen Rahmenbedingungen benötigt. Klaus Dröder ermutigte die Community, Führung nicht nur durch individuelle Merkmale, sondern im Zusammenspiel mit Kultur und Systemen zu betrachten.