Glossar, Elmo-Karten und viele neue Erfahrungen: Hospitantin Annelore zieht Bilanz

23. September 2025

Annelore Hermann ist Wissenschaftsmanagerin an der Technischen Universität München (TUM). Sie besuchte uns für eine Woche in Stuttgart und erzählt über ihre Erfahrungen und Eindrücke am Agility Lab.

Auf dieser Seite gibt's nach dem Nachbericht ein kurzes Interview mit Annelore

Nachbericht unserer Hospitantin Annelore Hermann

Der Fluss formt – Eine Woche Hospitation im Agility Lab der Universität Stuttgart

Von Annelore Hermann im September 2025

Mein erster Berührungspunkt mit dem Agility Lab war ein Workshop zum agilen Management im November 2024, den Anna-Maria im Rahmen der Community of Practice bei uns an der TUM gehalten hatte. Die neuen, agilen Arbeitsformen haben mich inspiriert und mir neuen Mut gegeben, diese für mich und so weit wie möglich auch in meinem Team anzuwenden. Im Rahmen meiner berufsbegleitenden Weiterbildung im Change-Management war ich Frühjahr 2025 auf der Suche nach einer externen Hospitation und so kam die Idee zu einem ‚Rückbesuch‘ in Stuttgart im September auf.

Sowohl Anna-Maria als auch mir war es sehr wichtig, dass ich aktiv involviert bin während der Hospitation und bei den Aktivitäten im Lab nicht nur wie ein Schatten mitlaufe. Was ich als sehr bereichernd empfand im Team des Agility Lab, ist dass es so diverse Profile aufweist: Svenja kommt aus der Gesundheitsbranche, Ulrich ist Theologe und Publizist, Martins Spezialgebiet ist die Wirtschaftspsychologie und Anna-Maria ist Juristin. Und genau diese Ressourcen brauchen wir zum gesunden, erfolgreichen Arbeiten: Geld, Rechte, Überzeugung und Gesundheit.

Ich durfte die Team-Retrospektive moderieren, bei der ich beobachten konnte, wie respektvoll die vier Teammitglieder miteinander auf Augenhöhe reflektieren und sich zusammen eine Strategie überlegen, wie mit Hindernissen effektiv umgegangen werden kann. Das wiederum zeigt, wie wichtig neue Arbeitsformen sind, um uns gut zusammen arbeiten zu lassen. Hierauf bin ich in meinem Lunch & Learn-Vortrag am 10.9.25 eingegangen.

Darüber hinaus habe ich Ulrich und Karo bei einem Analyse Workshop am Zentrum für Lehre und Weiterbildung (ZLW) unterstützt. Das ca. 15-köpfige Team sollte die bereits erstellte SWOT-Analyse in OKRs umwandeln, sprich den aktuellen Zustand in konkrete, absehbare Ziele überzuführen. Die Begrifflichkeiten und die Methode waren für das Team des ZLWs Neuland, doch nach anfänglicher Unsicherheit wagten sich die Teilnehmenden in das Formulieren und Aufstellen von Vorhaben für das kommende Quartal.

Nachmittags stand dann das Experimentierlabor für agile Methoden auf dem Programm, welches ich abhalten durfte. Der Raum war zu meiner Freude voll! Zum Thema ‚Increasing the likelihood - Der Erfolgscode eines Teams‘ haben wir nach meinem Impuls zusammen beleuchtet, was ein Team wirklich erfolgreich macht und wie subjektiv Erfolg wahrgenommen wird. In Rahmen des sogenannten "Feedforward Interviews" haben die Teilnehmenden Erfolgsfaktoren identifiziert. Im gemeinsamen Nachgespräch ist ersichtlich geworden, dass es viel Mut und Feingefühl braucht, seiner Führungskraft zu vermitteln, dass man zum Beispiel nicht so engmaschig geführt werden möchte und etwas freier arbeiten sich besser anfühlen würde oder sich im Gegenteil mehr Führung wünscht. Doch geeignete Formulierungen können sich lohnen und einen Mehrwert sowohl für die Führungskraft als auch die geführte Person bedeuten. Denn oft ist sogenanntes Mikromanagement Ausdruck von Angst und Verzweiflung, diesen Stress spürt die geführte Person und absorbiert ihn gegebenenfalls. Es ist jedoch kein freies Arbeiten, das Entfaltung und Sinnstiftung ermöglicht. Keine oder zu wenig Führung kann auch auf Unsicherheit hinweisen und bei der geführten Person ein Gefühl von Sinn- und Orientierungslosigkeit hervorrufen.

Denn wie die Natur es uns lehrt: Der Fluss formt das Flussbett und umgekehrt verhält es sich ebenso.

 

Interview mit Annelore über ihre Eindrücke

Karo:

Wir freuen uns, dass du bei uns im Agility Lab warst. Was hat dich motiviert bei uns zu hospitieren?

Annelore:

Eigentlich hat mich der Workshop von Anna-Maria motiviert, mehr über das Agility Lab zu erfahren. Sie hat an der TUM einen Workshop gegeben letztes Jahr im November, wo es um agiles Prozessmanagement im Wissenschaftsmanagement ging. Das fand ich sehr cool aufgebaut und wir haben da ganz viele verschiedene Dinge beleuchtet, die ich dann auch an meinem Team angewandt habe. Dann habe ich in meiner Weiterbildung im Change Management immer mehr Berührungspunkte mit dem Thema agiles Arbeiten gehabt und dann habe ich sie kontaktiert und so kam das dann zustande.

Karo:

Welche Erwartungen hattest du an die Zeit bei uns und wurden sie erfüllt?

Annelore:

Ich bin eigentlich mit wenig konkreten Erwartungen hergekommen. Ich hatte vorher genau mit Anna-Maria ausgemacht, an welchen Veranstaltungen ich teilnehme und welche ich auch leiten werde. Deswegen war das vorher ziemlich klar und ich würde sagen, die Erwartungen hatte ich schon, dass die dann auch stattfinden, dass das gut angenommen wird. Das wurde auch alles erfüllt. Überraschenderweise kam da noch ein Workshop hinzu zur OKR-Einführung und das hat mir total viel Spaß gemacht, das auch mit dir und Ulrich zusammen zu machen. Es wurde eigentlich, würde ich sagen, eher übertroffen, weil ich hatte noch dazu echt eine gute Zeit bei euch hier und habe mich sehr willkommen und wohl gefühlt.

Karo:

Okay, schön, das freut uns. Du hattest ja auch die Gelegenheit ein Lunch & Learn zu halten bei uns und das Experimentierlabor durchzuführen. Wie war das für dich und was hältst du von den Formaten?

Annelore:

Ich finde das richtig cool. Vor allem, dass das Publikum so divers ist, finde ich da interessant. Das ist der Mehrwert der Veranstaltung für mich, dass man eben Leute hat, die aus der Verwaltung kommen, aus der Forschung, aus dem Wissenschaftsmanagement, was so ein bisschen zwischen diesen beiden Welten verortet ist. Und ich mag auch das Format, dass man eben so einen kurzen Impuls bekommt und dann haben auch die Zuhörer noch Zeit sich zu äußern. Ich bin kein Fan von Frontalvorträgen, weil das finde ich muss auch nicht live sein. Also dann kann ich mir auch einen Podcast anhören, wenn ich auf dem Sofa liege, so ungefähr. Deswegen habe ich zum Beispiel als Teilnehmende schon den Anspruch, wenn ich bei so einem Event teilnehme, dass es auch interaktiv gestaltet ist. Und ihr habt da auch eine große Reichweite an Leuten, die ihr erreicht und die Themen sind ganz unterschiedlich. Das gefällt mir gut.

Fröhliche Stimmung im Experimentierlabor: Annelore (links) konnte den Stuttgartern einiges bieten.

Karo:

Was bedeutet Agilität für dich?

Annelore:

Agilität bedeutet für mich, in einem sich schnell ändernden Umfeld gut arbeiten zu können, denn für mich braucht es da erstmal viel Anpassungsfähigkeit, aber auch Resilienz. Das sind für mich so die zwei Kompetenzen, die auf jeden Fall notwendig sind. Und es bedeutet für mich auch, im Team agil zu arbeiten, sprich auch auf die Bedürfnisse und Bedingungen im Team einzugehen und flexibel zu bleiben, dabei auch sehr frei arbeiten zu können. Keine festen, starren Strukturen zu haben.

Also ich denke, es ist gerade in der Universität, wo die Strukturen eher sehr starr sind, ein frischer Wind, der mit agilem Arbeiten reinkommt. Und ich denke, früher oder später wird der hoffentlich von vielen willkommen geheißen.

Karo:

Danke. Meine letzte Frage lautet: Was nimmst du aus dieser Woche mit?

Annelore:

Also erstmal konkret nehme ich natürlich das agile Glossar und die Elmo-Karten mit. [Lacht] Aber ich nehme auf jeden Fall sehr viele neue Erfahrungen mit. Überhaupt, war es für mich sehr interessant, auch an den Team-Meetings, seien es jetzt Retro oder Weekly, vom Agility Lab teilzunehmen. Auch zu sehen wie geht ihr im Team miteinander um? Wie kommt ihr zu Ergebnissen? Wie geht ihr auch mit Schwierigkeiten um? Das fand ich sehr interessant zu sehen. Da hatte ich sehr viel Einblick bekommen. Und das wird mich bestimmt jetzt auch in den nächsten Monaten noch begleiten, diese Eindrücke. Und ja, ich nehme auch ein sehr positives Bild überhaupt von Stuttgart mit. Das hat mir sehr gut hier gefallen. Und ich komme gerne wieder.

 

Interview: Karo Laksa

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